RSC Anderlecht  vs  Hamburger SV
Europapokal
Donnerstag 18.03.2010 – Stade Constant Vanden Stock – 21:05 Uhr

 

 

Um punkt 7:30 Uhr nahm ich den Bus in Schramberg, einer kleinen, aber feinen Kleinstadt im schönen Schwarzwald. Da ich dort auf Verwandtschaftsbesuch war, musste die Reise von dort aus beginnen.
Nach gut einer halben Stunde traf ich im 30 km entfernten Rottweil, wo ich mich erst einmal auf die Suche nach der Mietwagenvermittlung machte.
Nach ca. 15 Minuten traf ich dort ein und bekam mein Auto übergeben. Zu meiner Freude hatte mein Mietwagen ein Wiener Kennzeichen, was gegen angekündigte Grenzkontrollen sprach. Dies stellte sich einige Stunden später leider noch als Irrtum heraus, aber eins nach dem Anderen.

Mit dem frisch übernommenen Mietwagen ging es in das 50 km entfernte Bondorf bei Herrenberg, wo ich Volker aufgabelte. Er hatte sich auf meine, an mehrere Fanclubs im Schwarzwald gesendete, Anfrage, ob jemand aus der Region Lust auf die Anderlecht- Tour hat, gemeldet.
Zu Zweit ging es weiter über Stuttgart Richtung Belgien.

Da Dennis etwa zur gleichen Zeit aus Hamburg in Koblenz eintraf wie wir, beschlossen wir die Fahrt gemeinsam fortzusetzten. Nach einer Pause bei Dennis Eltern inklusive leckerem Mittagessen ging es also zu dritt weiter auf die Reise.
Die Fahrt blieb weiterhin sehr ruhig und ohne Staus, sodass wir bereits gegen 14 Uhr an der Grenze eintrafen. Dort kamen wir in unseren ersten Stau, der sich wenig später als große Polizeikontrolle entpuppte.
Trotz Wiener Kennzeichens wurden wir natürlich rausgezogen und unser Auto auf verbotene Fanutensilien hin untersucht.
Da auch sehr viele Griechen auf dem Weg nach Lüttich aus dem Verkehr geholt wurden, glich der Parkplatz einem großen Fantreff.

Da weder die Überprüfung unserer Personalien, noch das Fehlen Dennis Personalausweises ein Problem darstellte, durften wir unsere Fahrt nach einiger Zeit fortsetzen. Kurz nach Vier trafen wir dann in Brüssel ein.
Da ich den Wunsch hatte, das bekannte „Manneken Piss“ zu sehen, wollten wir aus dem Auto heraus ein paar Passanten nach dem Weg dorthin fragen. Nachdem allerdings gleich der Erste auf die Frage hin in lautes Gelächter verfiel, gingen wir erst einmal etwas zurückhaltender an die Sache ran.

Wir stellten das Auto in einer kleinen Straße ab und setzten die Suche zu Fuß fort. Mit der Metro ging es in die Innenstadt, wo wir wenig später das Objekt der Begierde fanden. Obwohl ich das „Menneken Piss“ wesentlich größer erwartet hatte, war ich somit zufrieden, sodass wir die restliche Zeit in einem Pub ähnlichen Laden verbringen konnten.
Ein Bier später ging es rechtzeitig durch die wirklich schöne kleine City Brüssels zurück zum Auto mit dem es auf den noch unbekannten Weg zum Stadion ging. Mit meinen wenigen, vom Abi hängen gebliebenen, französisch Kenntnissen erfragten wir uns den richtigen Weg und trafen zeitig am Stadion ein.

Nach kurzer Parkplatzsuche mit freundlicher Hilfe einiger Anderlechtfans betraten wir den Gästebereich und wenig später das Stadion. Dieses ist als wenig schön, aber aufgrund des Alters trotzdem als eines der Besseren zu bezeichnen. Prädikat klein, aber fein vergebe ich hier gerne!

Wir platzieren uns im Oberrang und warteten auf den Anpfiff. Ungewöhnlich ist sicher, dass sich in Anderlecht die Heimultras direkt neben den Gästefans befinden.
Das Spiel entwickelte sich wiedermal zu verrückten 90 Minuten, in denen der HSV ein weiteres Mal eine katastrophale Leistung ablieferte. Gegen ebenfalls schwach spielende Belgier waren lediglich die drei Tore positiv zu erwähnen, die letztendlich noch zum Weiterkommen reichten.

Im Anschluss an das Spiel wurden wir Zeugen von einer besonders ungewöhnlichen Szene. Nach dem üblichen Abfeiern der Mannschaft gab es lauten Beifall für die vorher großartig kämpfende Mannschaft des RSC, der freundlich erwidert wurde. Hat man sowas durchaus schon einmal erlebt, gab es nun aber lauten Beifall von den Anderlechtfans um den Gästeblock herum für uns Gästefans. Dieses seltene Szenario muss zwar nicht überall sein, war aber in diesem Fall durchaus angenehm.
Das freundliche Bild rundeten die Ordner ab, von denen fast jeder freundlich auf Wiedersehen sagte sowie die im Stadion agierende Polizei. Diese machte allerdings ihre gerade gewonnene Sympathie durch etwas übertriebene Maßnahmen außerhalb des Stadions wieder zunichte. Allerdings rechtfertigte dies in keinem Fall die Reaktion einiger HSVer, die sofort den Konflikt mit der Staatsgewalt suchten. Eine vorher entspannte Atmosphäre wurde so kurzeitig unnötig aufgeheizt.

Für uns ging es über einen kleinen Umweg zurück zum Auto und anschließend auf die nicht weit entfernte Autobahn.
Leider wurde aus dem ca. 160 km langen Weg zur Grenze ein wesentlich längerer, da wir uns in Belgien hoffnungslos verfuhren. Mit den mehrfachen Bezeichnungen Lüttichs kamen wir einfach nicht klar, sodass wir fast zwei Stunden später als geplant die Grenze passierten.
Ziemlich genau um vier setzten wir Dennis in Koblenz ab und machten uns auf die restlichen, langen 300 km.

Volker erklärte sich bereit die Strecke zurück nach Bondorf zu fahren, was mir eine kleine Tüte Schlaf ermöglichte. Nach vier Stunden und einem Schlafstop trafen wir gegen acht Uhr bei Volker ein, der mir noch schnell die geschossenen Bilder auf einen USB- Stick lud.
Etwas übermüdet, aber fahrfähig machte ich mich auf die allerletzten Kilometer nach Rottweil, wo ich den Tank vollmachte und den Mietwagen zurückgab.

Da es nicht direkt einen Bus zurück nach Schramberg gab, frühstückte ich noch eine gute Stunde in der Sonne und traf nach über 28 Stunden und über 1500 gefahrenen Kilometern in Schramberg ein.
Eine anstrengende, aber lohnenswerte Europapokaltour war zu ende.

NUR DER HSV!

 

Martin