Hapoel Tel Aviv  vs Hamburger SV
Europapokal
Donnerstag 17.12.2009 – Bloomfieldstadium – 20:00 Uhr (19:00)

 

 

Heute war es soweit. Es ging nach Tel Aviv, auf die Tour freuten wir uns bereits seit der Auslosung total.
Um 5:00 Uhr früh trafen Dennis und ich uns am Flughafen Hamburg und los ging es auf eine Tour, die wir so schnell nicht vergessen werden.

Nach einer längeren Suche nach dem Abfluggate, welches sich letztendlich direkt gegenüber vom Eingang befand, ging es auch schon in den Flieger nach Frankfurt. Planmäßig wurde abgehoben und gelandet.
In Frankfurt angekommen versorgte ich mich, nachdem wir schon wieder eine viertel Stunde in die falsche Richtung gelaufen waren, erst einmal mit Medikamenten, da ich rechtzeitig für Tel Aviv leicht erkrankt war. Anschließend trafen wir uns mit dem Rest der Truppe, die letztendlich aus Dennis, „Hightower“ Olli, Neppel, Kevin und mir bestand.

An der beliebten, von anderen Europapokaltouren schon bekannten, Goethe-Bar wurden zusammen noch ein, zwei Bierchen getrunken und schon ging es zum Flieger, der uns in das „Heilige Land“ bringen sollte.
Da die Maschine (747-400) sehr groß war, konnten wir auf dem fast vierstündigen Flug den Küchenbereich zeitweise in ein Stehcafé umwandeln und die Zeit mit weiteren Bieren verkürzen.

Beim Landeanflug auf Tel Aviv befand sich unsere Maschine laut Anzeige bereits auf 120 Metern über dem Boden, als der Pilot plötzlich wieder Gas gab. Ein sehr langsam Startender Flieger am Boden wurde uns als Grund für die Verlängerung genannt. In der Hoffnung, nicht wieder ins Elfmeterschießen zu müssen, ging es in die Ehrenrunde.

 
Endlich gelandet kam uns dann ein sichtlich mitgenommener Kevin entgegen, der laut eigener Aussage während der Landung die Toilette aufsuchen musste (wohl aus Übelkeit) und somit die gesamte Bordcrew in helle Aufregung versetzt hatte.
Das Fazit des Fluges: „Die Tour geht ja gut los!“

 

Nach der überraschend reibungslos verlaufenden Einreise nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zu dem Hotel von Neppel und Kevin. Nachdem wir den Taxifahrer ca. 15 Minuten warten ließen ging es direkt weiter in das etwa zwei Kilometer entfernte Hotel von Olli, Dennis und mir, wo wir uns kurz umzogen und die Sachen in die Ecke packten. Nach weiteren 20 Minuten Wartezeit fuhr uns der Taxifahrer direkt zum Stadion, wobei direkt als nicht korrekt zu bezeichnen ist. Ich war so schlau, meine Eintrittskarte im Zimmer zu vergessen, wodurch wir zur Freude des Taxifahrers noch einmal umkehren mussten.

Nach ziemlich genau 1:45 Stunden Taxifahrt kamen wir endlich am Stadion bzw. in Stadionnähe an wo wir sage und schreibe umgerechnet 40 Euro zahlen mussten. Da wir zu fünft waren beliefen sich die Kosten für diese Tour also auf etwa acht Euro pro Nase.

Das Stadion machte sofort einen ganz netten Eindruck, wobei dafür eher die Strandnähe, sowie die vielen Palmen ausschlaggebend waren. Aufgrund ein paar merkwürdigen Anweisungen der örtlichen Polizei befanden wir uns plötzlich, ohne kontrolliert worden zu sein und mit einer Dose Bier in der Hand, im Stadionbereich wieder. Nach einer kurzen, eigentlich nicht als eine solche zu bezeichnenden, Kontrolle am Block fanden wir uns mit als Erste an diesem Tage im Stadion wieder. Schnell wurde die noch nackte Tribüne mit unseren Bannern verziert und so begann das Warten auf den Anpfiff.

Die Verpflegung im Stadion wurde an diesem Tage auch auf das Mindeste beschränkt und so verdankten wir Neppel mit seiner Brottüte und Senftube unsere einzige Mahlzeit.

Der Block fing sich etwa eine dreiviertel Stunde vor Anpfiff leicht an zu füllen, voll wurde er an diesem Abend aber nicht mehr. Hier sei anzumerken, dass die Wiener einen Tagesflieger für unter 300 € angeboten bekommen hatten inklusive Karte. Ich denke bei solchen Preisen wären auch an die 1000 Leute aus Hamburg mitgeflogen, so wurden es maximal 300 Fahrlustige.

Über das Spiel selber muss denke ich nicht mehr allzu viel geschrieben werden. Man verlor mit etwas Pech und viel Unvermögen 0:1 und beendete die Gruppenphase als Zweiter hinter Hapoel. Mal ehrlich, wer hätte das bei der Auslosung noch gedacht?
 


Nach dem Spiel deckten wir uns an einem Stadionnahen Kiosk mit neuem Bier ein und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Hotel. Nach ca. einer halben Stunde und einer vergeblichen Suche nach einem Großraumtaxi versuchten wir uns an den Sammeltaxen und waren positiv überrascht. Für umgerechnet einen Euro pro Person brachte man uns mit einigen Umwegen und Stopps an unser Wunschziel.
Der Abend ging für Olli, Dennis und mich bei Pizza-Hut gegenüber von unserem Hotel zu Ende, während Kevin und Neppel noch einen nahe gelegenen Club unsicher machten.

 

Am nächsten Tag, also Freitag früh, machten wir Drei uns erst einmal auf die Suche nach einer Wechselstube, die wir nach einiger Zeit auch fanden. Anschließend ging es zum Frühstücken in ein Hotelnahes Café. Aus einem kurzen Frühstück wurde allerdings ein einstündiges „Sitin“, da es urplötzlich wie aus Eimern anfing zu Regnen. Hatte es bereits am Vortag und an diesem Morgen immer mal wieder geregnet, so hörte es diesmal gar nicht mehr auf. In wenigen Minuten stand das Wasser Zentimeterhoch auf der Straße.
Nicht zuletzt durch unsere „Gutelaunegarantie“ Olli wurde trotzdem viel gelacht und irgendwann hörte auch dieser Regen wieder auf.

Sofort machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, der mit seinen sieben Etagen (von jeder fahren auch Busse ab) sehr beeindrucken war, um uns dort mit Kevin und Neppel zu treffen. Von dort ging es für günstige 25 Schekel (ungefähr 5 Euro) auf die 40 minütige Fahrt nach Jerusalem, wo wir bei strahlendem Sonnenschein eintrafen.

Jerusalem stellte sich als sehr, sehr beeindruckend heraus. Als erstes gingen wir durch die unzähligen
Verkaufsstände hindurch zur Klagemauer, der Gebetsstätte des Jüdischen Sektors von Jerusalem. Mit gehörigem Respekt und eigener Kappe auf dem Kopf ging es hindurch durch die betende Gemeinde von wild herum wippenden Menschen. So konnten wir nicht darauf verzichten, die Klagemauer einmal selber zu berühren, für mich einer der beeindrucktesten Momente von vielen Auswärtsfahrten.

Weiter ging es durch die verwinkelten Straßen von Jerusalem in den christlichen Teil und in die Grabeskirche. Eben noch an der Klagemauer, standen wir nun an dem Ort der Kreuzigung Jesu. Obwohl ich persönlich nicht besonders gläubig bin war das ebenfalls ein ganz besonderer Augenblick für mich.
Eine Kurzmitteilung aus Deutschland mit dem Ergebnis der Auslosung brachte uns kurzzeitig das gänzlich verdrängte Thema Fussball zurück, nach der kurzen Freude über den nächsten Gegner Eindhoven setzten wir unsere kleine Tour durch die Kirche aber fort.


Als nächstes Stand für uns der Ölberg auf dem Programm, allerdings wurden unsere Pläne von einem netten Markthändler durchkreuzt, der uns anbot uns für 20 Euro pro Nase durch die Via Dolorosa zu führen, dem Weg, den Jesus vor seiner Kreuzigung mitsamt Kreuz gehen musste. Nach anfänglichem Zögern nahmen wir das Angebot an und so ging der Fußmarsch (ohne Kreuz) los.

u.a. zeigte man uns den Ort, wo Jesus in der Öffentlichkeit ausgepeitscht wurde und Judas sich endgültig von ihm abwand, den Ort des letzten Aufeinandertreffens mit seiner Mutter und die Orte seiner Stürze während des Kreuzganges. Zudem waren dies auch teilweise die Originaldrehorte für den Film „Die Passion Christi“. Ein Highlight war sicher das Gefängnis von Jesus mit teilweise noch original erhaltenen Steinen.
Am Ende zahlten wir alle sehr gerne die 20 Euro an unsern Reiseführer und verabschiedeten uns mit unvergesslichen Eindrücken.

Bevor es mit dem Taxibus zurück nach Tel Aviv ging stärkten wir uns noch mit gekauften Frikadellen, Chips und Brot und deckten uns für die Fahrt mit Bier ein. Nachdem unser Taxifahrer ganze zwei Mal an einer Ampel eingeschlafen war (kein Scherz, wirklich passiert!!!), kamen wir doch noch heil und sicher in unseren Hotels an.

Am Abend gingen Dennis, Olli und ich erst mal koscher Essen, tranken Bier und warteten auf die Ankunft von Neppel und Kevin. Zusammen wurde später noch weiter getrunken und über die Erlebnisse des Tages gesprochen.
Anschließend ging es zu Fuß an den nahegelegenen Strand, wo Dennis als Einziger ein abendliches Bad im Mittelmeer nahm. Das bescherte ihm allerdings auch nasse Schuhe bis zum Ende des Wochenendes.
Zusammen ging es direkt weiter in eine Strandbar, wo die nächsten Biere geleert wurden und erstmals
Lieder aus der Heimat angestimmt wurden. Die Stimmung war jetzt schon jetzt sehr gut und stieg konstant weiter an.

 

Nachdem Olli und Dennis einfach in ein fremdes Auto eingestiegen waren, fuhren Kevin, Neppel und ich mit einem Taxi hinterher, wobei die neue Bekanntschaft der andern Beiden unseren Taxifahrer per Handy durch Tel Aviv lotste. Wie auch immer, wir kamen irgendwann an einem netten Irish Pub an, wo sofort eine Sitzbank in Beschlag genommen und eine Ladung Guinness bestellt wurde.
Der Abend entwickelte sich super und so wurden lauthals zahlreiche HSV-Lieder zu Besten gegeben, was der allgemeinen Stimmung in dem Laden positiv beitrug.
Während Neppel und Kevin irgendwann alleine den Heimweg antraten, setzte der Rest zur abendlichen Stunde die Kneipentour fort, nach der wir gegen sechs Uhr morgens müde und betrunken in die Betten fielen.

 

Der nächste und letzte Tag der Reise fing komplett anders an als die Vortage. Bei strahlendem Sonnenschein und warmen 25° Grad ging es zu Fuß zum Strand, wo wir einfach nur das geile Wetter genossen. Dass nebenbei unsere Geldbeutel nach dem vorangegangenen Abend gänzlich leer waren interessierte uns dabei nur am Rande.
Ab ging es wieder mal zum nächsten Geldautomaten und weiter ins nächstbeste Café zum Frühstücken.

 

Wir beschlossen den restlichen Tag wieder in Jerusalem zu verbringen, da dort am Abend ein Erstligaspiel stattfand. Mehr als ein Stadtspaziergang war mit uns aber auch nicht mehr zu machen, der letzte Abend hatte seine Spuren hinterlassen.
Wir platzierten uns in einem Café, tranken Granatapfelsaft und guckten uns die Leute um uns herum an.
Pünktlich machten wir uns auf den Weg zum „Teddy-Stadium“ von Jerusalem, wo später die Heimmannschaft Beitar Jerusalem auf Hapoel Ramat Gan treffen sollte.
Das Stadion stellte sich, nachdem wir mit Bolzplatzatmosphäre gerechnet hatten, als sehr schön heraus und doch wesentlich interessanter als das kleine Stadion in Tel Aviv. Die Leute um uns herum nahmen und sehr freundlich auf und fachsimpelten mit uns (vorwiegend mit Olli) über die dortige Fussballsituation. Beitar gewann, zur Freude unserer neuen Freunde, nach einem allenfalls drittligareifen, aber durchaus sehr spannendem Spiel mit 1:0.

Nach dem Spiel ging es mit dem Taxi (dieser Taxifahrer kotzte an einer Ampel aus dem Auto) zurück zum Busbahnhof und dann zurück nach Tel Aviv.
Im Hotel angekommen tranken wir unser restliches Bier und verteilten noch ein paar Aufkleber im Zimmer bevor es noch einmal auf eine kleine Kneipentour gehen sollte. Als wir zwei Stunden später aufwachten waren die Pläne auch verworfen.

Es ging also direkt mit dem Taxi zum Flughafen, wo auf uns unglaubliche Kontrollen warteten. Direkt nach dem Betreten des Flughafens wurden wir über unsere gesamte Familiensituation, den
Aufenthalt und sämtliche Fussballergebnisse der letzten Tage ausgefragt. Anschließend wurde unser Gepäck geöffnet und komplett auf Sprengstoff und Drogen untersucht.

 
Noch schlimmer traf es Kevin und Neppel, die beide getrennt in Einzelverhöre durften und sich dabei bis auf die Unterhose ausziehen mussten. Nach knapp zwei Stunden trafen wir uns in der Abflughalle wieder.
Der Rückflug verlief sehr ruhig und wir verbrachten ihn vorwiegend mit Schlafen. Mich soll laut Dennis irgendwann die Stewardess geweckt haben aufgrund meines doch sehr lautem Schnarchens, ansonsten bleib der Flug ereignislos.


In Frankfurt trennten sich dann unsere Wege. Während Dennis und ich weiter nach Hamburg flogen, ging es für die anderen Drei zurück in die südliche Heimat. Wir verbrachten die restliche Zeit bei einem sehr, sehr leckeren Frühstück.
Leider startete unsere Maschine mit 45 minütiger Verspätung aufgrund der Kälte, so dass wir erst gegen 14:45 Uhr den Flughafen in Hamburg verlassen konnten. Dank meiner lieben Freundin Maike, die uns netter weise abholte, ging es recht zügig zum Stadion, wo wir kurz nach Anpfiff eintrafen. Beim betreten des Blockes viel auch schon das 1:0 für den HSV und man fand sich im Freudentaumel des Bundesligaalltags wieder.  Der Derbysieg konnte kommen und kam.

So ging für uns eine unvergessliche Europapokaltour zu Ende und ich denke keiner von uns  wird diese Erlebnisse so schnell vergessen. War man anfangs noch von einer einmaligen Tour ausgegangen, waren wir uns alle am Ende einig undbedingt mal wieder nach Israel zurückkehren zu wollen.

 

 

 

 

Nur der HSV!

 

Martin